Sony Linkbuds im Test: Mini-In-Ears mit Mega-Sound | TechStage

2022-10-22 21:26:05 By : Ms. Linda wang

Winzige True-Wireless-Kopfhörer, bei denen der Sound aus einem Donut-Lautsprecher statt einem Stöpsel im Ohrkanal kommt. Die Sony Linkbuds machen mit einem frischen Design Lust auf mehr. TechStage testet, wie die Kopfhörer bei Sound, Akkulaufzeit und Zusatzfunktionen abschneiden.

In-Ear-Kopfhörer mit einem Donut-förmigen Lautsprecher statt Plastikstöpseln: Die Linkbuds von Sony sind nicht nur extrem klein, ihr Design ist auf den ersten Blick interessant. Sie sind fast schon winzig, deutlich kleiner als Vorgänger wie die WF-1000XM4 (Testbericht). Die runden Lautsprecher mit Loch in der Mitte klotzen dennoch. Neben Bluetooth 5.2 mit AAC unterstützen die Kopfhörer 360 Reality Audio, Sonys objektbasiertes Klangformat und die Konkurrenz zu Dolby Atmos Music. Das verspricht einen guten Sound für alle, die sich kein Silikon in den Gehörgang stopfen wollen.

Beginnen wir mit dem Design. Denn obwohl die Kopfhörer im Ohr sitzen, verzichtet Sony auf Elemente, die in den Gehörgang reichen. Keine Stöpsel, keine Silikon-Aufsätze, keine festen Plastiktrichter. Stattdessen gibt es einen ringförmigen Lautsprecher, der in der Mitte durchlässig ist. Er sitzt unterhalb eines „Knubbels“, in dem Akku, Bluetooth und die restliche Technik steckt. Ein austauschbarer Silikonflügel hält die Kopfhörer fest im Ohr.

Das Design ist ungewohnt, hat aber einen klaren Vorteil: Man bekommt die Umgebung fast problemlos mit. Stimmen oder Umgebungsgeräusche können weiter zum Ohr kommen – schließlich ist der Donut-Lautsprecher in der Mitte durchlässig. Das ist nicht nur im Straßenverkehr praktisch, sondern auch im Büro. So kann man etwa Musik hören und sich fokussieren, ohne dass man komplett von der Umgebung abgeschnitten ist. Oder man hört im Homeoffice die Klingel des Postboten.

Der Tragekomfort ist sehr gut, allerdings muss man die richtige Größe bei den mitgelieferten Silikonringen finden. Der mitgelieferte Standardring etwa war ein wenig zu groß und drückte uns im Ohr. Es kann sinnvoll sein, unterschiedliche Größen pro Ohr auszuprobieren. Die Kopfhörer sollten stabil sitzen, aber nicht drücken. Zugleich muss der Lautsprecher vor dem Gehörgang sitzen, nur dann kommt der Klang richtig an.

Die technischen Daten der Linkbuds können sich sehen lassen. Sie wiegen gerade einmal 4 g pro Stück, die Ladebox liegt bei leichten 34 g. Funktechnisch setzen sie auf Bluetooth 5.2. Für den Klang sind SBC und AAC an Bord. Die Profile A2DP, AVRCP, HFP und HSP werden unterstützt.

Für die schnelle Verbindung sind Fast Pair (für Android) und Swift Pair (Windows 10/11) an Bord. In der Praxis funktioniert das Pairing und Re-Pairing nach dem Herausnehmen aus der Ladebox schnell und einfach. Eine Multipoint-Verbindung, also die gleichzeitige Nutzung an unterschiedlichen Geräten, gibt es leider nicht.

Die Kopfhörer sind laut IPX4 wasserresistent. Damit sind sie gegen Spritzwasser und Schweiß geschützt. Für den Sport würden wir dennoch zu speziellen Kopfhörern raten, mehr dazu im Artikel Sechs Sportkopfhörer im Vergleich: Sound fürs Training.

Im Paket liegen die Linkbuds in schwarz oder weißgrau, die Ladeschale, ein USB-A auf USB-C Ladekabel sowie vier unterschiedlich große Silikonringe. Die Tabelle zeigt die technischen Daten im Vergleich zu anderen Sony-Kopfhörern:

Normalerweise sind wir kein Freund von zusätzlichen Apps. Bei den Linkbuds ist das anders. Die Headphones-Connect-App für iOS und Android liefert einen echten Mehrwert. Und, obwohl Sony ständig nach einem Account fragt, kann man sie komplett ohne Anmeldung nutzen.

Über die App kann man diverse Funktionen der Linkbuds einrichten und steuern. So kann man etwa entscheiden, ob die Bluetooth-Verbindung den Klang oder die Verbindungsstärke priorisieren soll. Wir nutzen im Test die Einstellung für besseren Sound, solange das Smartphone in der näheren Umgebung ist, lief das auch problemlos.

In den Einstellungen der App lässt sich die Steuerung der Kopfhörer anpassen. Leider ist Sony hier unnötig restriktiv. Statt den Nutzer frei auswählen zu lassen, welche Funktion mit zweimal oder dreimal tippen ausgelöst wird, gibt es festen Kategorien für Wiedergabe oder Lautstärkensteuerung. Grundsätzlich funktioniert das, aber mehr Flexibilität wäre nett gewesen.

Dafür kann die App bei der Sound-Optimierung wirklich punkten. Ein Setup-Prozess führt den Nutzer durch die Verbesserung des Klangs, die unter anderem Fotos der Ohren beinhaltet. Die Anwendung misst diese aus (soweit das mit Bildern geht), passt den Sound an und optimiert installierte Musik-Apps. Bedauerlicherweise nicht alle, unterstützt werden Tidal, 360 by Deezer oder Nugs.Net. Mit diesen Anwendungen wird der Klang aber deutlich besser, vor allem, wenn man Songs mit 360 Reality Audio nutzt.

Wie die meisten In-Ears kann man die Kopfhörer durch Antippen steuern. Spannend dabei ist, dass man nicht auf die Linkbuds an sich tippen muss. Dank „Weitbereich-Antippen“ kann man etwa den Backenknochen zweimal antippen und die Wiedergabe pausiert. Die Sensoren in den Linkbuds registrieren die Vibration und quittieren sie mit zwei oder drei Klängen. Das funktioniert in der Praxis überraschend gut. Einzig beim Essen knackiger Lebensmittel wie Karotten kam es teilweise zu einer Fehlinterpretation. Die Funktion lässt sich auf Wunsch in der App abschalten. In der App kann man dazu einstellen, ob die Wiedergabe automatisch pausieren soll, wenn die Kopfhörer aus dem Ohr genommen werden.

Die Kopfhörer arbeiten mit Alexa, Siri und dem Google Assistant zusammen, je nachdem, mit welchem Smartphone sie verbunden sind. Mit dem letzten Update kam zudem Spotify Quick Access hinzu.

Ein cleveres Feature muss manuell aktiviert werden: Speak-to-Chat. Damit stoppt die Wiedergabe, wenn die Linkbuds merken, dass der Nutzer spricht. Auch dieses Feature funktioniert sehr gut. Es erkennt zudem auch Telefonanrufe und Videocalls und ist dann inaktiv. Gerade im Büro ist das praktisch, da man damit kurz antworten kann, ohne manuell ein- oder ausschalten zu müssen. Wer allerdings gerne mitsingt, der sollte die Funktion abschalten.

Können Kopfhörer, die kleiner als eine 50-Cent-Münze sind, ordentlichen Sound liefern? Kurz: Mit der App, absolut. Was vor der Optimierung wenig ansprechend und flach klingt, ist nach dem Anpassen ein echter Genuss. Höhen sind klar definiert, die Mitten deutlich getrennt und sogar Bass und Tiefen klingen überraschend gut. Vor allem, wenn man eine Quelle mit hoher Qualität nutzt. Für den Test verwendeten wir Tidal und erstellten eine Playliste aus den 360 Reality Audio Songs.

Was zunächst etwas langweilig klang, wurde nach der Verbesserung eine wahre Ohrenweide. The Boxer von Simon and Garfunkel etwa umschmeichelte die Ohren aus unterschiedlichen Richtungen, ähnlich wie Space Oddity von David Bowie. Dabei merkt man allerdings sehr stark, welche Titel die Audio-Ingenieure händisch angefasst haben und wo „nur“ hochgerechnet wurde.

Dennoch, mit der richtigen HD-Quelle kommen die Kopfhörer so richtig zur Geltung, selbst wenn sie kein objektbasierter Sound sind. Ein weiters Highlight war Crucify Your Mind von Rodriguez, der Song kommt, obwohl bei Tidal "nur" in Hifi-Qualität richtig toll. Weiter mit aktuellen Songs. Die neue Platte The Golden Casket von Modest Mouse klingt durch die Bank gut abgemischt, mit sauberem Bass und großartigen Klangnuancen. Im Test konnten wir jede Stilrichtung anwerfen und die Kopfhörer lieferten immer einen ordentlichen und tollen Klang voller Details. Wenn die Kopfhörer ordentlich sitzen, vergisst man sie teilweise und der Klang hüllt einen einfach nur ein – großartig.

Wer neue Dienste ausprobieren möchte, im Paket liegt ein Trial-Gutschein für Tidal, Deezer, Nugs und Amazon Music HD bei, partiell allerdings nur für neue Accounts. Tipp: Wer zwischen Diensten oder Konten wechseln möchte, TuneMyMusic kann Playlisten von und zwischen fast allen Streaming-Diensten übertragen.

Bei Sprache schneiden die Geräte ebenfalls gut ab. Egal, ob ein Anruf, ein Podcast oder ein Audiobuch, man versteht die Inhalte fast immer gut. Fast immer? Ja, denn im Verkehrslärm gehen gesprochene Inhalte leider partiell komplett unter. Das liegt daran, dass die Linkbuds keine passive Geräuschunterdrückung bieten. Es ist gewollt, dass man die Umgebung mitbekommt – mit allen Vor- und Nachteilen. Sprich, wer hauptsächlich seine Ruhe möchte, der sollte andere Kopfhörer mit echtem ANC verwenden – mehr dazu in unserer Themenwelt In-Ear-Kopfhörer mit ANC.

Obwohl kein AptX integriert ist, konnten wir im Test keine Probleme mit der Latenz feststellen. Videos spielen lippensynchron ab.

Bei voller Lautstärke hielten die Kopfhörer im Test rund 4:20 Stunden durch. Die Ladeschale lädt Linkbuds zweimal auf, damit kommt man auf rund 13 Stunden Gesamtlaufzeit. Für die Größe der Kopfhörer ist das akzeptabel, allerdings halten andere Geräte, etwa die Sennheiser Momentum True Wireless 2 (Testbericht) deutlich länger durch.

Die Preisempfehlung für die Sony Linkbuds liegt bei 180 Euro. Dazu sollte man sich aber noch eine High-End-Streamingdienst wie Deezer, Tidal, Apple Music oder Amazon Music Unlimited HD gönnen.

Sony gelingt mit den Linkbuds ein Experiment. Die neuen Lautsprecher mit den Donut-Förmigen Treibern schaffen einen überraschend guten Sound, gleichzeitig bekommt man die Umgebung deutlich besser mit als bei klassischen In-Ear-Kopfhörern mit Stöpseln. Das ist gleichzeitig ein Manko, dessen man sich vor dem Kauf bewusst sein muss.

Wer Kopfhörer sucht, die ihn komplett von der Umgebung abkapseln, der liegt mit den Linkbuds falsch. Wer aber täglich im Straßenverkehr unterwegs ist und dort die Umgebung hören möchte oder im Büro eigene Musik hören will, ohne komplett von den Kollegen abgeschottet zu sein, der kann bei den Linkbuds zugreifen.

Der Test erscheint im Rahmen unserer Themenwelt True-Wireless-Kopfhörer. Dort haben wir Konkurrenten wie die Sennheiser CX (Testbericht), die Bose Quiet Comfort Earbuds (Testbericht) oder die Apple Airpods Pro (Testbericht) ausprobiert. Außerdem finden sich dort Ratgeber wie Sitz, Abschirmung und Sound für In-Ear-Kopfhörer verbessern oder Das wichtigste Zubehör für Apple Airpods und Airpods Max veröffentlicht.

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